Wer Geld in Wertpapiere investiert muss sich dabei verschiedener Risiken bewusst sein und auch bedenken, dass eine Kurssteigerung nicht gleichbedeutend mit Ertrag ist. Was Anleger beachten sollten.

Wenn sich auch die Finanzwelt dreht und immer neue Produkte kreiert werden, ein Grundsatz gilt zu jeder Zeit: Hohe Erträge bedeuten hohes Risiko. Wer sich dessen bewusst ist, hat schon viel unnötiges Risiko vermieden und sein Portfolio entsprechend ausrichten. Die wichtigsten Kriterien dabei sind die eigene Risikobereitschaft und welche Kursschwankungen bzw. damit verbundene mögliche Kursverluste man aushalten kann, ohne bei einem Verkauf in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.

Kursschwankungen und Verluste hängen aber nicht nur am Risikofaktor. Auch irrationale Faktoren wie Stimmungen, Meinungen, Erwartungen oder sogar Gerüchte können die Kursentwicklung und damit den Ertrag eines Investments positiv oder negativ beeinflussen. Und schließlich muss man sich auch darüber im Klaren sein, dass beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren stets Gebühren anfallen und Erträge aus dem Wertpapierbesitz zudem einer Kapitalertragsteuer (KEST) von 27,5 Prozent unterliegen.

Utopisch oder marktüblich?

Über allem steht für Anleger üblicherweise das Ziel, durch den Kauf von Wertpapieren ein Vermögen aufzubauen oder es zu vermehren. Dafür ist eine entsprechende Rendite erforderlich – also ein Ertrag, den das angelegte Kapital in einem bestimmten Zeitraum bringt. Je höher die erwartbare Rendite ist, desto besser ist es klarerweise für den einzelnen Anleger. Bei überzogenen Renditeversprechen sollten allerdings die Alarmglocken läuten. „Seien Sie besonders vorsichtig bei hohen Renditeversprechen, die in keinem Zusammenhang mit den marktüblichen Renditen stehen“, warnt die Finanzmarktaufsicht (FMA).

Doch da stellt sich die Frage: Welche Renditeversprechen sind überdurchschnittlich hoch? Ein guter Indikator dafür ist das jeweils aktuelle allgemeine Zinsniveau. Informationen dazu finden sich auf der Webseite der Österreichischen Nationalbank (OeNB). Wenn beispielsweise für ein Sparbuch mit mehr als zwei Jahren Laufzeit 0,40 Prozent Zinsen jährlich gezahlt werden, ein Anbieter einer Unternehmensanleihe aber fünf Prozent bietet, kann man sich ausmalen, dass damit wesentlich höhere Risiken bei der Veranlagung einhergehen.

Höhere Gewinnchancen bedeuten jedoch nicht per se, dass Sie ein solches Angebot meiden sollten. Allerdings ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste: Durch die Veranlagung in mehrere verschiedene Wertpapiere kann das Risiko der gesamten Veranlagung reduziert werden. Man sollte also nicht All-In in einen Titel mit einem hohen Renditeversprechen gehen und im Zweifelsfall am besten ganz die Finger davon lassen.

Riskant oder konservativ?

Doch wie kann man erkennen, welches Risiko man bei einem Investmentfonds oder einem anderen Finanzprodukt eingeht? Dafür wurde nach der Finanzkrise die EU-Anlegerrichtlinie MIFID II (Markets in Financial Instruments Directive II) eingeführt. Anleger müssen demnach umfassend über die mit dem Kauf und Handel von Wertpapieren verbundenen Risiken und Kosten – auch die Dritter – informiert werden.

Die Risikohinweise für Wertpapiergeschäfte wurden in Österreich von der Finanzmarktausfsicht FMA ausgearbeitet. Die Wirtschaftskammer Österreich bietet dazu ein 46-seitiges Dokument zum Download an, in dem Veranlagungsrisiken für die einzelnen Anlageklassen – von Anleihen über Aktien, Fonds bis hin zu Optionen, Futures oder Swap-Geschäften angeführt sind. In der Folge werden diese auszugsweise beschrieben.

Allgemeine Anlagerisiken

Bonitätsrisiko

Die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit des Partners, also die mögliche Unfähigkeit zur termingerechten oder endgültigen Erfüllung von Dividendenzahlungen, Zinszahlungen, Tilgungen usw. Das Risiko wird durch Ratings eingeschätzt. Die Ratingskala reicht von „AAA“ (beste Bonität) bis „D“ (schlechteste Bonität).


Kursrisiko

Das Kursrisiko beschreibt die möglichen Wertschwankungen von Wertpapieren. Es bei Verpflichtungsgeschäften (z. B. Devisentermingeschäften, Futures oder Optionen) eine Besicherung notwendig machen.


Liquiditätsrisiko

Die Möglichkeit, ein Investment jederzeit zu marktgerechten Preisen zu kaufen, zu verkaufen bzw. glattzustellen, wird Handelbarkeit (= Liquidität) genannt. Von
einem liquiden Markt kann dann gesprochen werden, wenn ein Anleger seine Wertpapiere handeln kann, ohne dass schon ein durchschnittlich großer Auftrag zu spürbaren Kursschwankungen führt.


Risiko des Totalverlusts

Der Worst-Case: Ein Investment kann auch wertlos werden, etwa aufgrund seiner Konstruktion als befristetes Recht oder wenn der Emittent eines Wertpapiers in finanzielle Schieflage gerät und nicht mehr in der Lage ist, Zahlungsverpflichtungen nachzukommen (Insolvenz; siehe auch Bonitätsrisiko) .


Transferrisiko

Bei Geschäften mit Auslandsbezug besteht das zusätzliche Risiko, dass durch politische oder devisenrechtliche Maßnahmen eine Realisierung des Investments verhindert oder erschwert wird. Es können auch Probleme bei der Abwicklung einer Order entstehen.


Währungsrisiko

Bei Fremdwährungsgeschäften hängt der Ertrag nicht nur von der Rendite des Wertpapiers im ausländischen Markt ab, sondern auch stark von der Entwicklung des
Wechselkurses der Fremdwährung. An den US-Börsen notierte Aktien hängen zum Beispiel am Dollar. Steigt oder fällt der Dollar gegenüber dem Euro, so ändert sich auch der Ertrag.


Zinsrisiko

Das Zinsrisiko ist besonders für Anleihen relevant und ergibt sich Veränderungen des Marktzinsniveaus. Ein steigendes Niveau führt bei fixverzinsten Anleihen zu Kursverlusten, ein fallendes zu Kursgewinnen.