Das nachhaltige Investment, das klimagerecht ist und hohen sozialen Standards entspricht, wird mit einem Gütesiegel für den Anleger besonders gekennzeichnet. Die Anbieter von Finanzprodukten haben geradezu einen Run auf Gütesiegel ausgelöst. Transparenz ist das Zauberwort.

Geht es darum Vermögen nachhaltig anzulegen, kommen Unternehmen auf viele Ideen, ein grünes Mascherl sich umzubinden und sich selbst als Musterschüler der Nachhaltigkeit darzustellen. „Greenwashing“ ist ein Vorwurf, den viele Unternehmen sich dabei oft gefallen lassen müssen.

Ausschlusskriterien zu definieren, indem Investment in bestimmte Branchen und Unternehmen vermieden werden, helfen dabei nur bedingt. Vielmehr müsste der Anleger genauer hinter die Fassade von Branchen und Sektoren blicken, um festzustellen, wie es mit der Nachhaltigkeit bestellt ist, was hinter den Green Bonds, Nachhaltigkeitszertifikaten und Ethik-Fonds wirklich steckt.

Die Frage lautet dabei stets: Wohin fließt mein Geld, wenn ich etwa in Fonds, Staatsanleihen oder Aktien investiere? Wer garantiert dem Anleger, dass das Geld auch wirklich nachhaltig, ökologisch oder auch in einem Land veranlagt wird, das Freiheitsrechte akzeptiert, das UN-Klimaabkommen ratifiziert haben, sich gegen Korruption stemmen ? Und nicht Teile des Investments doch etwa in Kernenergie, Waffen, Tabak oder Öl oder Kohle investiert wird.

Die Lippenbekenntnisse der Anlagegesellschaften, Banken und Berater sind zuweilen vollmundig und strotzen nur vor grünem Euphemismus, geht es darum nachhaltige Investments zu bewerben. Ein Milliardenmarkt, viel Konkurrenz, das Investment ist trendy und es winken massiven Zuwachsraten. In Österreich wurden 2020 alleine rund 38,9 Milliarden Euro in nachhaltigen Investments investiert. Trotz Corona-Jahr waren das rund 29 Prozent mehr als im Jahr davor.

Zertifizierungen und Gütesiegel sollen neben der bereits definierten Ausschlusskriterien das Dickicht der nachhaltigen Vermögensanlage helfen zu entflechten. Vor allem dem Anleger helfen, mit ruhigem Gewissen zu investieren.

Das Forum für Nachhaltige Geldanlagen (FNG) hat eine eigene Zertifizierung entwickelt, mit der Investments und Finanzgesellschaften sowie Unternehmen unter die Lupe genommen werden. Das FNG repräsentiert in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz mehr als 200 Mitglieder, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft einsetzen. Dazu zählen Banken, Kapitalanlagegesellschaften, Rating-Agenturen, Finanzberatung, wissenschaftliche Einrichtungen und Privatmitglieder.

Hohe Nachfrage nach Siegel

Wie wichtig ein derartiges Nachhaltigkeitssiegel etwa für die Fondsgesellschaften ist, kann davon abgelesen werden, wie viel Fondsgesellschaften für sich und ihre Produkte alljährlich ein Siegel beantragen.

Beim FNG habe sich heuer alleine 281 Fonds das FNG-Siegel beworben. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung um 60 Prozent.

Seit Einführung des Gütezeichens im Jahr 2015 entspricht das einer Versiebenfachung. Die Zahl der sich bewerbenden Fondshäuser stieg von 73 auf 102. Diese kommen mittlerweile aus insgesamt 14 Ländern.

So bietet das FNG-Siegel einen Qualitätsstandard für nachhaltige Investmentfonds im deutschsprachigen Raum. Für Privatanleger bedeutet dies mehr transparente, verständliche Darstellung der Nachhaltigkeitsstrategie, Berücksichtigung der Kriterien Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung, Sicherstellung des Ausschlusses von Kernenergie und Waffen sowie die Sicherstellung des Ausschlusses bei Verstößen gegen den UN-Global Compact,

Doch mit einem Siegel geben sich viele Fondsanbieter nicht zufrieden. Raiffeisen etwa lässt über seine Produktpalette neben dem FNG-Siegel noch drei weiterer Anbieter von Siegeln das Urteil sprechen.

Die internationale Online-Plattform yourSRI.com nimmt den Zugriff auf den ESG & CO2-Fussabdruck und holt unzählige Fondsinformationen ein. yourSRI.com bewertet täglich Kundenvermögen und wird in Zusammenarbeit mit globalen Partnern wie MSCI ESG Research, South Pole Group oder Thomson Reuters umgesetzt.

Das Österreichisches Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte wird anhand eines klaren Kriterienkatalogs definiert. Die Anbieter und Produkte werden von fondsinternen Einrichtungen oder externen Organisationen überprüft. Damit soll ein klares Bild über das ökologisch-soziale Konzept des Fonds erstellt werden. Fonds mit dem Umweltzeichen stellen diese Informationen nach den Transparenzleitlinien des European Sustainable and Responsible Investment Forum dar.

Das Europäische Transparenzlogo für Nachhaltigkeitsfonds steht für mehr Transparenz im nachhaltigen Anlagemarkt. Damit soll ein weiterer wichtiger Schritt für die Qualitätssicherung nachhaltiger Geldanlagen und die Förderung des Vertrauens in diese besondere Form von Investments überprüft werden. Die Unterzeichner der Europäischen Transparenzleitlinien und setzt ein transparentes Management in ihren nachhaltigen Investments um.

Die Beratungspflicht für die Nachhaltigkeit

Die Siegel als Qualitätsmerkmal alleine werden aber auch in Zukunft nicht ausreichen. Im Frühjahr 2021 ist die EU-Offenlegungsverordnung zur Transparenz von Nachhaltigkeit in Finanzprodukten in Kraft getreten. Und diese sieht vor, dass aber dem Jahr 2022 eine Beratungsverpflichtung für (mehr) Nachhaltigkeit in der Geldanlage angeboten werden muss. Das heißt: In jedem Beratungsgespräch müssen Nachhaltigkeitspräferenzen abgefragt werden.