Wer sich beizeiten um seine Finanzen kümmert, sichert sich damit gleich mehrfach ab: Man kann einen finanziellen Engpass überbrücken, eine größere Ausgabe aus eigener Kraft stemmen und für den Ruhestand vorsorgen. Wertpapiere sollten dabei eine tragende Rolle spielen

Geld anlegen und vermehren, aber wie? Vor dieser Frage stehen diejenigen mit knappen Budgets ebenso wie diejenigen, die vielleicht durch ein Erbe oder andere Umstände zu einem kleinen Vermögen gekommen sind. In jedem Fall lohnt es sich, strategisch und überlegt vorzugehen, denn wer seine Finanzen zeitgerecht in die Hand nimmt und regelt, der kann sich für die Zukunft absichern, Risiko vermeiden und dabei auch noch Gebühren und Nebenkosten sparen.

Stefan Walde, Leiter des Asset Management der Hypo Tirol Bank, dämpft aber die Erwartungen. „Das aktuelle Umfeld mit negativen Einlagezinsen der europäischen Zentralbank bietet Anlegern praktisch keine Möglichkeit mehr risikolos zu veranlagen und trotzdem eine positive Realverzinsung zu erreichen“, sagt er. Es gilt daher, ein ideales Verhältnis zwischen Risiko und Rendite zu finden. Walde: „Wertpapiere und hier insbesondere Fonds bieten die Möglichkeit, einfach in ertragreiche Anlagen zu investieren. Je nach persönlicher Risikoneigung kann in ein passendes Produkt mit einer entsprechenden Aktienquote investiert werden. Ein weiterer Vorteil von Fonds ist, dass kleine Stückelungen gekauft werden können und damit sehr einfach angespart werden kann.“ 

Die weltweiten Aktienkurse sind zwar seit dem Knick zu Beginn der Corona Pandemie schon wieder deutlich angestiegen, aber auch die Gewinne der Unternehmen haben sich wieder verbessert. „Die Bewertungen sind damit zwar nicht mehr so günstig wie zu Beginn der Pandemie, aber Aktien bieten immer noch interessante Renditemöglichkeiten gerade im Vergleich zur mageren Rendite bei Anleihen oder am Sparbuch“, sagt Walde und betont: „zu beachten ist, dass Kursschwankungen jederzeit möglich sind.“

Nachfolgend findest du die wichtigsten Ratschläge für den individuellen Vermögensaufbau.


1. Kassensturz und absichern

© nicolas / Getty Images

Egal ob du bereits Geld zur Anlage zur Verfügung hast oder es vom laufenden Verdienst abzweigen musst – am Anfang einer Anlagestrategie sollte immer ein Kassensturz stehen, bei dem du unter anderem die folgenden Punkte überlegen solltest:

  • Wie viel Geld steht dir monatlich zur Verfügung?
  • Welcher Anteil entfällt auf Fixkosten wie Miete, Strom- und Heizkosten, Kredite, Abonnements etc?
  • Welche Summe benötigst du für laufende Ausgaben wie Lebensmittel, Körperpflege oder notwendige Kleidung?
  • In welcher Höhe fallen in etwa zusätzliche kurzfristige Anschaffungen oder Ausgaben (etwa monatlich) an?
  • Welche mittelfristigen Anschaffungen (binnen Jahresfrist) sind geplant?
  • Wie viel gibst du für Urlaub, Hobby, etc. aus?
  • Welches Budget bleibt dir unter dem Strich übrig, das du in Ihre Vorsorge stecken kannst?

Dass bei einem normalen Durchschnittseinkommen monatlich kein sehr großer Betrag zum Investieren in die persönliche Vorsorge übrig bleibt ist anzunehmen. Umso strategischer sollte man mit dem verfügbaren Geld umgehen, um es auch zukunftssicher anzulegen.

Stichwort Zukunftssicherheit: Versicherungen spielen dabei eine wichtige Rolle, um das Risiko einzugrenzen. Allerdings solltest du dir genau überlegen, welche Versicherungen du tatsächlich benötigst und auch entsprechende Vergleichsangebote einholen. Anschließend musst du entscheiden, welchen Anteil von dem verfügbaren Geld du in die Absicherung der Gegenwart investierst und welchen Anteil du in den Aufbau von Vermögen und die Absicherung deiner Zukunft investierst.


2. Zeithorizont bestimmen

© Getty Images/iStockphoto

Der nächste entscheidende Punkt ist, wann du das zur Seite gelegte Geld benötigst. Zusätzliche kurzfristige Ausgaben solltest du immer vom Gehaltskonto aus bedienen können.

Für zusätzliche mittelfristige Anschaffungen ist es ratsam, dem Geld einen eigenen Rahmen zu geben. Das kann die Sparbüchse zuhause oder einfach auch nur ein Giro-Sparkonto sein, auf das du laufend einzahlst und auch laufend Zugriff hast. Sparbücher sind bei dem nun seit einigen Jahren herrschenden Zinsniveau, das wohl auch weiter anhalten wird, keine große Empfehlung, da diese zum einen keinen Zinsertrag bringen und das Geld zum anderen oft auch nicht prompt verfügbar ist. Außerdem fallen bei der Eröffnung und bei der Kündigung von Sparbüchern wieder zusätzliche Gebühren an.

Bei der langfristigen Vorsorge spielt der Zeithorizont eine ebenso große Rolle. Wer bereits im Alter von etwa 30 Jahren beginnt, regelmäßig einen fixen Betrag dafür zur Seite zu legen, der hat dabei die größte Auswahl und kann zum Beispiel auch auf Anlageformen setzen, die kurzfristig größere Schwankungen aufweisen, langfristig aber die höchste Rendite erwarten lassen.

Auch wer über Geld verfügt, das in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren voraussichtlich nicht benötigt wird, sollte überlegen, einen Teil davon in ertragsreichere Anlageformen mit einer größeren Schwankungsbreite zu investieren.


3. Rendite bestimmen

© Getty Images/iStockphoto

Wer Geld über einen längeren Zeitraum anlegt, erwartet sich auch eine entsprechende Rendite. Und welche Investments lassen die höchsten Renditen erwarten? Wer sich nicht in ein extrem spekulationsgetriebenes Umfeld wie etwa das von Kryptowährungen wagen möchte, für den gibt die Statistik eine klare Antwort. Seit dem Jahr 1900 waren auf einen Zeitraum von 20 Jahren Aktien in 73 Prozent der Fälle, über einen Zeitraum von 30 Jahren sogar in 93 Prozent aller Fälle die ertragreichste Form der Geldanlage.

Die Rendite eines Wertpapier-Investments hat somit über einen längeren Zeitraum mit hoher Wahrscheinlichkeit die Rendite aller anderen Anlagemöglichkeiten wie in Immobilien, Gold oder Sparbücher übertroffen.

Die Deutsche Verbraucherzentrale hat einen Rendite-Rechner erstellt, der den erwartbaren Ertrag von Aktien-Investments über vom Benutzer frei definierbare Zeithorizonte visualisiert und die durchschnittlich erwartbare Rendite sowie die maximale und die minimale Rendite über den jeweiligen Zeithorizont ausweist. Den Rendite-Rechner findest du hier.


4. Risiko und Kosten bestimmen

© Sezeryadigar / Getty Images / iStockphoto

Das Sparbuch, eine risikofreie Anlageform? Mitnichten! Bei Sparbüchern ist seit geraumer Zeit ein Vermögensverlust garantiert und es gibt keine Möglichkeit, damit eine Rendite zu erwirtschaften.

Wer eine Rendite erzielen will, der kommt an Aktieninvestments daher kaum umhin, vor allem wenn kein nennenswertes Vermögen für ein Investment vorhanden ist.

Grundsätzlich gilt aber bei den Rendite-Erwartungen die Faustregel, dass ein höheres Anlagerisiko eine höhere Rendite, gleichzeitig aber auch einen höheren Verlust erwarten lässt.

Es lohnt sich daher, strategisch zu investieren und der wichtigste Tipp für Börse-Einsteiger ist dabei, das Risiko zu streuen, indem man nicht alles auf eine Karte setzt und nicht in Aktien einzelner Unternehmen investiert, sondern sein Portfolio breiter streut.

Bereits geschehen ist das, wenn du in einen Wertpapierfonds investierst. Bei klassischen Wertpapierfonds wählen Fondsmanager Aktien verschiedener Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen aus und bündeln diese in einem Produkt, an dem man sich als Anleger beteiligen kann, indem man entweder eine Einmalzahlung oder monatliche Zahlungen leistet.

Für Anleger ist dabei zu bedenken, dass am Papier ausgewiesene Performance allerdings nicht dem Ertrag entspricht, der dann dem eigenen Vorsorgekonto zugute kommt, da für ein Fonds-Investment auch noch Gebühren verrechnet werden.

Die günstigere und für den privaten Investor auch leichter beobachtbare Variante sind sogenannte ETFs (Exchange-Trading-Fonds), oft auch Indexfonds genannt, die schlichtweg aus den Werten von Aktienindizes wie dem österreichischen ATX oder dem deutschen DAX zusammensetzen und diese Indizes im Detail nachbilden. Das bedeutet, dass die Entwicklung dieser Fonds exakt der Entwicklung der Aktienindizes folgt. Ein ATX-ETF hat demnach im vergangenen Jahr vor Spesen ein Plus von 58 Prozent und über die letzten fünf Jahre ein Plus von 55 Prozent erzielt (siehe Chart).

ATX-Entwicklung über 5 Jahre (links) und 1 Jahr (rechts). Der Corona-Knick des Jahres 2020 wurde bereits wieder fast vollständig aufgeholt. © bankdirekt.at

Wer in ein ETF-Produkt investiert hat neben der Möglichkeit, die Entwicklung des Investments jederzeit praktisch live mitverfolgen zu können noch einen weiteren Vorteil gegenüber den meisten klassischen Aktienfonds: Die Kosten für ETF-Investments sind vergleichsweise günstig, da kaum ein Managementaufwand anfällt. Es muss ja nur einmal der Aktienfonds nachgebildet werden, ein aktives Fondsmanagement ist nicht erforderlich. Zudem fallen keine Transaktionskosten an.

Über den Daumen gepeilt fallen bei ETF-Investments nur rund ein Zehntel der Kosten an, die auch bei herkömmlichen Fonds anfallen – in etwa 0,2 Prozent statt 2 Prozent. Ein Prozentsatz, den, man als Anleger nicht unterschätzen sollte, 2 Prozent Kosten bedeuten, dass über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren rund die Hälfte des Vermögenszuwachses den laufenden Kosten zum Opfer fällt.