JOHANNES HAID, Vorstand der Hypo Tirol Bank, über die Verantwortung und Bedeutung der Bank für die regionale Wirtschaft und für ihre Kunden.


TREND: Die letzten eineinhalb Jahre waren wirtschaftlich von der Pandemie, von Lockdowns, Stillstand und Kurzarbeit gezeichnet. Besonders im Tourismus, einem Bereich, in dem die Hypo Tirol Bank als Landesbank und Partner eine starke Position hat. Hat das etwas an der Rolle Ihrer Bank geändert?

JOHANNES HAID: Wir haben heute den gleichen Ansatz wie zuvor. Wir sind da, um unseren Kunden zur Seite zu stehen und sie zu beraten. In guten wie in schlechten Zeiten. Ob persönlich, per Telefon oder per Video. Die Pandemie hat das nur verstärkt. Da war es wichtig, als Partner vor Ort zu sein und den Kunden Unterstützung und Sicherheit zu geben. Regionalität hat stark an Bedeutung gewonnen. Wir sind nur regional in Tirol, Südtirol und in Wien vertreten, aber hier wissen die Menschen, wer wir sind. Es gibt Gebäude und Mitarbeiter, die man anfassen kann, die nicht weit weg sind. Das ist uns zugutegekommen.

Verstärkt hat sich auch der Trend zur nachhaltigen Geldanlage. Man denkt dabei auch an die Umwelt, an soziale und gesellschaftliche Aspekte.

Nachhaltigkeit ist für mich ein sehr breites Thema. Wir müssen unseren Planeten schützen und pflegen, und jeder ist im täglichen Verhalten und Konsum gefordert. Das trifft besonders auch die Banken. Wir müssen Vorbildwirkung zeigen, Dinge in Bewegung setzen und dabei den Bogen weit spannen, um einen positiven Beitrag zu leisten, und den Kunden zeigen, was alles möglich ist. Auch mit entsprechenden Produktangeboten. Die Veranlagung in nachhaltige Fonds ist für mich nur ein Aspekt im Feld der Nachhaltigkeit.

Am Girokonto oder am Sparbuch verliert Geld automatisch jeden Tag an Wert.

Johannes Haid, Vorstand Hypo Tirol Bank

Geldanlage generell ist seit Beginn der Coronakrise ein schwieriges Thema. Gleich zu Beginn gab es einen heftigen Crash. Seither haben sich die Märkte zwar erholt, sind aber sehr volatil. Wozu raten Sie in einer solchen Zeit?

Wir sagen seit Jahr und Tag, dass man den Aktienmarkt über viele Jahre betrachten und Ausdauer haben muss. Das Gefährlichste ist, wenn jemand mit einer für ihn hohen Summe einsteigt und eine Situation eintritt, in der sich die Kurse binnen einer Woche um 20, 30 Prozent nach unten bewegen. Dann gibt es immer Kunden, die aus Nervosität zum schlechtesten Zeitpunkt verkaufen und mit Verlusten aussteigen. Aber wir können stolz sagen, dass es uns durch unsere Beratungsleistungen auf breiter Ebene gelungen ist, zu beruhigen. Wenn man Luft und Geduld hat, stellt sich auch der positive Effekt ein. Am Girokonto oder am Sparbuch verliert Geld dagegen automatisch jeden Tag an Wert.

Welche Strategie empfehlen Sie nun bei der Geldanlage?

Es ist wichtig, zu diversifizieren, je nachdem, welche Mittel zur Verfügung stehen. Wohnen ist dabei ein Teil: Kann ich mir ein Eigenheim leisten oder vielleicht sogar etwas für eine Vermietung und so ein Standbein aufbauen? Daneben sollte man immer so liquide sein, dass man für einen Notfall gerüstet ist oder sich einen Wunsch erfüllen kann. Gold hat ebenfalls seinen Reiz, auch wenn der Preis mittlerweile recht hoch ist. Und dann kann man mit kleineren Beträgen über Fondssparen am Aktienmarkt teilnehmen oder mit mehr Mittel auch in Einzelaktien investieren. Es sollte aber immer so sein, dass man Verluste verkraften kann. Die Pandemie scheint dabei etwas bewegt zu haben. Die Menschen denken nach, wie sie über einen längeren Zeitraum für einen späteren Lebensabschnitt oder auch für die Kinder etwas aufbauen können – und das auch mit einem guten Gewissen.

ZUR PERSON. Johannes Haid, 57, stammt aus einer Tiroler Unternehmerfamilie. Er studierte Marketing und Informatik an der Universität Honolulu und hat eine sportliche Vergangenheit als Basketballer. Er ist seit 2006 bei der Hypo Tirol Bank, deren Vorstand er seit 2015 angehört.